Ja, hallo erstmal…
In Zeiten von Corona fällt es Comedians zunehmend schwer, neues Material zu testen. Live-Auftritte vor Publikum sind Virus-Experten und Politikern vorbehalten – sowie Fußballtrainern. Der jüngsten Pressekonferenz von Heiko Herrlich könnte jedoch ein wegweisendes Konzept zu Grunde liegen. Alles nämlich nur Spaß, den der Augsburger Trainer mit einem Spiel Sperre aber teuer bezahlen musste.
Nach mehrfacher Analyse seines Auftritts erhärtet sich die Vermutung, dass Herrlichs launige Einkaufsgeschichte lediglich ein Probelauf für die neustens Pointen von Rüdiger Hoffmanns war. Unglücklicherweise verhaute der Augsburger Fußballtrainer direkt zum Einstieg die singalwirkende Begrüßung: „Ja, hallo erstmal, ich weiß gar nicht, ob sie es wussten…“.
Da half es wenig, dass Herrlich dann korrekt mit der offenbar geskripteten Erzählung fortfuhr, dass er in einen Supermarkt gegangen sei und neben der Schutzmaske schließlich auch den Einkaufswagen vergessen habe. Eine Kassiererin habe ihn darauf aufmerksam gemacht und ihm freundlicherweise auch das benötigte Kleingeld (einen Zwanzigeuroschein) gewechselt.
Ein erfahrener Hoffmann hätte gewisse Pausen zu setzen gewusst. Herrlich dagegen kamen nicht einmal eingespielte Lacher des Toningenieurs zur Hilfe. Der FC Augsburg verzichtete auf Konservengelächter und so ist ein künftiger Lacherfolg von Hoffmann vor Publikum schwer zu beurteilen. Der ganze Auftritt also für die Katz?
Auch ein entscheidendes Detail bewahrte Herrlich schließlich nicht vor einer Ein-Spiel-Sperre (wegen Verstoß gegen die Quarantäne-Regeln). Nachdem Herrlich beschrieben hatte, wie er den Supermarkt zwischendurch verließ, erzählte er, wie er „in Gedanken“ (Zitat), wieder mit dem Einkaufswagen hineinfuhr. Auch dieser gern genutzte Stand-Up-Trick auf eine somit fiktive Realität („in Gedanken“) zu verweisen, erlaubte keine Milde. Bereits vor dem Hinweis war Herrlich zum ersten Mal in dem Laden gewesen.
Offenbar abweichend vom Skript begnügte sich der Augsburger Trainer schließlich mit der Pointe, dass man ihn mit seinem Mundschutz hoffentlich nicht erkannt habe und er nun wenigstens in Besitz von Zahnpasta und Handcreme sei. Er verzichtete auf die Behauptung, dass er mit einer Mitnahme des Einkaufswagens zum Vorreiter des in Sachsen praktizierten Einkaufswagen-Fußballs geworden sei. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wäre seine Einkaufs-Odyssee komplett unglaubwürdig geworden.
Offen bleibt die Frage, was Heiko Herrlich abgesehen vom Spaß zu dieser Erzählung bewogen hat. Klar ist dagegen wieder nur: „Der Schelm ist der Dumme.“
P.S. Jüngst erschien bei kicker.de ein lesenswerter Artikel, der die anderen Facetten des Heiko Herrlich gut repräsentiert.